Obwohl „The Last Dance“ einen tiefen Einblick in das Leben und Vermächtnis von Michael Jordan gewährte, blieben viele Momente außerhalb des Bildes. Abseits von Meisterschaften und Highlight-Clips existiert ein Mensch, dessen private Entscheidungen und Handlungen genauso faszinierend sind. Hier sind zehn weniger bekannte Geschichten, die eine andere Seite der Basketballlegende zeigen.
Im Jahr 1995, kurz nach seiner Rückkehr in die NBA, nahm Jordan stillschweigend einen kämpfenden Rookie der Bulls unter seine Fittiche. Der Spieler, dessen Name in der Geschichtsschreibung kaum erwähnt wird, berichtete später, dass Jordan zusätzliche Trainingsstunden einlegte, nur um ihm mehr Selbstvertrauen zu geben. Dieses stille Mentoring wurde nie öffentlich, hinterließ jedoch einen bleibenden Eindruck.
Assistenztrainer berichten, dass es Jordan nicht nur um Stars ging, sondern um Arbeitseinstellung. Er erkannte Potenzial im Einsatzwillen und förderte Teammitglieder unabhängig von Ruhm oder Draft-Status. Sein Einfluss reichte weit über das hinaus, was Kameras einfingen.
Interviews mit Teammitarbeitern aus dem Jahr 2022 bestätigen, dass dies kein Einzelfall war. Jordan förderte junge Spieler oft abseits der Öffentlichkeit mit privatem Training und mentaler Unterstützung.
Die Produzenten von „The Last Dance“ konzentrierten sich auf prominente Rivalitäten und bekannte Teamkollegen. Geschichten wie diese passten nicht in das dramaturgische Konzept. Zudem sprach Jordan selbst nie darüber, da er diese Art von Mentorschaft bewusst privat hielt.
Der Fokus der Dokumentation lag auf Spannung und Dramatik. Mentoring mag wichtig sein, ist aber weniger medienwirksam als Streitigkeiten in der Kabine oder spielentscheidende Würfe.
Das Weglassen dieser Szenen lässt jedoch ein unvollständiges Bild entstehen. Jordans Menschlichkeit zeigte sich nicht nur in seiner Dominanz, sondern in stillen Gesten, die das Leben anderer beeinflussten.
In den 1990er-Jahren investierte Jordan einen Teil seines Einkommens nicht in Luxus, sondern in unterfinanzierte Kleinunternehmen auf der South Side von Chicago. Diese Unterstützung erfolgte diskret, ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Ladenbesitzer berichten von einem anonymen Gönner, der ihnen finanziell über schwierige Zeiten half.
Ein besonders bekanntes Beispiel ist eine kleine Buchhandlung, die 1997 kurz vor der Schließung stand. Jordan zahlte anonym die Miete für zwei Jahre. Erst ein Dankesbrief an seinen Agenten brachte die Wahrheit ans Licht. Die Buchhandlung überlebte dadurch bis weit in die 2000er-Jahre.
Ähnliche Geschichten existieren aus Friseursalons und Sporthallen. Laut Aussagen ehemaliger Bulls-Mitarbeiter betrachtete Jordan diese Unterstützung als seine Pflicht gegenüber der Stadt, die ihm so viel gegeben hatte.
Jordan mied den Medienrummel rund um seine Wohltätigkeit. Anders als manche Sportler, die ihre Spenden öffentlich inszenieren, wollte Jordan keine Aufmerksamkeit dafür. Taten waren ihm wichtiger als Schlagzeilen.
Da sich „The Last Dance“ auf den sportlichen Werdegang konzentrierte, fanden diese Geschichten keinen Platz in der Erzählung. Die Produzenten suchten nach Spannung – finanzielle Hilfe für Buchläden oder Boxstudios passte nicht ins Konzept.
Heute werden diese Geschichten durch lokale Journalisten und Community-Projekte dokumentiert. Sie zeichnen ein ganzheitlicheres Bild von Jordans Wirkung – jenseits des Spielfelds.
Jordan pflegte über Jahre hinweg den Briefkontakt mit US-Veteranen. Der Austausch begann 1991 nach einem Brief eines Golfkriegsveteranen. Jordan antwortete persönlich und führte den Kontakt über ein Jahrzehnt weiter. Viele dieser Briefe wurden erst kürzlich öffentlich.
Veteranen berichteten, dass Jordan handschriftlich unterzeichnete Briefe verschickte, in denen er Dank und Anerkennung ausdrückte. In einem Fall übernahm er sogar die Studiengebühren für ein Veteranenkind. Ein anderer erhielt eine Einladung zu einem Bulls-Spiel – alles ohne Presse.
2024 spendete ein ehemaliger Briefpartner die gesamte Korrespondenz einem Militärmuseum. Die Briefe zeigen Jordans Respekt gegenüber Dienstleistenden und sein Engagement fernab des Rampenlichts.
Die Doku setzte auf emotionale Intensität und Wettkampfgeist. Persönliche Geschichten wie diese galten als ablenkend. Der Briefwechsel mit Veteranen passte nicht in das zentrale Thema des sportlichen Aufstiegs.
Zudem wollte Jordans Umfeld die Privatsphäre der Beteiligten wahren. Diese Briefe waren keine PR-Maßnahmen, sondern Ausdruck echter Dankbarkeit.
Heute erzählen die Veteranen diese Geschichte selbst – in Memoiren und Ausstellungen – und fügen so ein wichtiges Kapitel zu Jordans Vermächtnis hinzu.